SRF Helvetia: Was heisst «Heimat»?
Das Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen ist längst gelebte Normalität. Sie teilen sich diese «Heimat» und prägen die Identität der jungen Schweiz mit. Wo befindet sich der gemeinsame Nenner dieser Gesellschaft? Was heisst «Heimat» und wo sind die Grenzen?
Mehr aus Helvetia
Ehrgeizig: Sinisha Lüscher will der erste Schwarze Schwingerkönig werden
Seine Erfahrungen mit Rassismus und Ungerechtigkeit motivieren Sinisha Lüscher dazu, im Sägemehl alles zu geben. Neben seiner Liebe zum Schwingen erzählt er bei «Helvetia» vom Aufwachsen in einem kleinen Dorf, wie ihn sein enges Umfeld inspiriert und seinem Ehrgeiz, der ihn antreibt.27 Min
Humor als Überlebensstrategie: Comedian Frank Richter über seine Vergangenheit
Als Frank Richter sechs Jahre alt war, erlebte er den Suizid seines Vaters. Für ihn und seine Mutter folgten harte Jahre. Doch Humor wurde zur Waffe – zum Zaubermittel gegen schlechte Zeiten: «Wenn du deine Mutter zum x-ten Mal am Küchentisch weinen siehst, verwandelst du dich in eine Art Pausenclown.» Heute bringt der Comedian nicht nur seine Mutter, sondern auch sein Publikum mit schwarzem Humor und farbenfroher Jacke zum Lachen. Tabuthemen kennt Frank dabei keine: Bei «Helvetia» spricht er über die DDR-Vergangenheit seiner Eltern, über den «Kommunikations-Gap» zwischen Deutschen und Schweizer:innen und über seine Homosexualität.28 Min
Rap als Therapie: Wie Xen dank Musik zum Vorbild für die nächste Generation wurde
Shkelzen Kastrati steht als Lüftungsmonteur auf der Baustelle und als erfolgreicher Rapper Xen auf den Schweizer Bühnen. Seine Eltern kamen aus dem Kosovo nach Zürich, wo er geboren und aufgewachsen ist. Doch sein erstes Zuhause in der Schweiz reisst alte Wunden auf: «Ich möchte meinem 6-jährigen Ich auf die Schulter klopfen und sagen, dass alles gut kommt.» In seiner Kindheit konnte der Rapper seine Gefühle kaum zeigen. Themen wie die Trennung seiner Eltern waren ein absolutes Tabu. Obwohl er in der Schweiz geboren und aufgewachsen ist, lassen ihn Diskriminierungen und Beleidigungen nie vergessen, dass er doch nicht ‹ganz› von hier sei. Dass er bis heute erst mal mit gebrochenem Deutsch angesprochen wird, verletzt ihn. Die Musik, seine «wichtigste Therapie», rettet ihn: Sein erstes Album dreht sich um den Kampf gegen sich selbst. Der Rap half ihm dabei, Wut und Probleme ehrlich rauszulassen und zu verarbeiten. Seine grössten Erfolge sind für ihn weder Geld noch Fame, sondern seine mentale Gesundheit und Stabilität, die hält – egal was kommt. Was er früher gerne gehört hätte, möchte er heute seinen jüngeren Fans mitgeben: Xen will jemand sein, mit dessen Geschichte sie sich identifizieren können und ihnen zeigen, dass alles möglich ist.27 Min
Vom Aussenseiter zum gefeierten Tänzer: Marco Andre da Silva über seinen Weg
Eltern getrennt, Mutter krank & in der Schule gemobbt: Marco Andre da Silva fühlte sich als Kind oft allein. Der gebürtige Portugiese spricht über den Weg zum erfolgreichen Creator, die Suche nach Identität und das Leben in einer oberflächlichen Welt, in der er sich noch heute manchmal unwohl fühlt.27 Min
Mehr als Migrantin: Meral Kureyshi über Anpassung, Rebellion und das Schreiben
Mit zehn Jahren flüchtete Meral Kureyshi mit ihren Eltern und ihrem Bruder aus dem Jugoslawien-Krieges in die Schweiz. Was von Aussenstehenden oft als tragischer Schicksalsschlag betrachtet wird, entfaltet sich in Merals Erzählung weit komplexer: «Ich will nicht, dass nur dies das Thema meines Lebens ist. Es gehört so viel mehr dazu.» Bei «Helvetia» spricht sie darüber, warum sie dieses Interview zuerst ablehnte und wie Erinnerung, Sehnsucht und Endlichkeit sie auf Trab halten.26 Min
Sexualisierte Gewalt, schwierige Familienverhältnisse und Rassismus: Das ist Naris Geschichte
«Wenn ich etwas kann, dann ist es ganz viel Dreck fressen», sagt Nari über sich selbst. Sie ist das Produkt einer Vergewaltigung. Zusammen mit ihrer Mama wächst sie in Thailand auf – ohne Geld, Vater und weitere Familie. Als Nari fünf Jahre alt ist, kommen die beiden in die Schweiz, weil ihre Mama beim Anschaffen einen Schweizer kennenlernt. Durchatmen kann Nari auch in der Schweiz nicht: Ihr Pflegevater lehnt sie ab, sie hat kaum Raum für sich, in der Schule wird sie belästigt und im Alltag erfährt sie Rassismus. Die Seconda muss sich immer einmal mehr beweisen, damit sie ernst genommen wird. Mit Erfolg: Heute führt Nari zwei Thai-Restaurants in Bern. Das ist ihre Geschichte.26 Min
«Du darfst über mein Coming-Out lachen»: Milan Milanski verarbeitet seine Geschichte auf der Bühne
Milan Milanski kommt aus Basel und ist mit serbischen Eltern Teil der Balkan-Diaspora. In seiner Kindheit spürte er seinen Migrationshintergrund nicht, denn im «Gundeli»-Quartier lebt «die ganze Welt zusammen». Seine Grossmutter lebte schon länger in der Schweiz: Ihr war es sehr wichtig, ihm auch viel Schweizer Kultur mitzugeben. Milan möchte das Beste aus beiden Kulturen vereinen. Nicht nur die Leidenschaft, Liebe und Nähe seiner Familie bedeutet ihm viel, sondern auch die gelebte Ordnung in der Schweiz, was ihn zum «Bünzli» macht. Sein Coming-out war nicht geplant. Ihm hilft es, seine Geschichte auch auf der Bühne zu verarbeiten und so über den schwierigen Weg lachen zu können. Milan konnte sehr auf die Liebe seiner Eltern bauen. Für deren Akzeptanz ist er überaus dankbar und lernte dadurch zu akzeptieren, dass er seinerseits auch Verständnis für die Fragen seiner Eltern haben muss. Mit 33 Jahren ist er heute der Mann, der er immer sein wollte: «Der Befreiungsschlag ist absolut, wenn du mit jeder Faser deines Körpers du selbst sein kannst.»27 Min
Vom Flüchtlingscamp auf die Comedy-Bühne: Yoldas und Serhat über ihren Weg zum Erfolg
In ihrem Podcast «Kurds & Bündig» teilen die Schweizer Comedians und Freunde Yoldas und Serhat nicht nur ihre Meinungen, sondern auch ihre ähnlichen Lebensgeschichten. Als Kinder politischer Flüchtlinge waren sie gezwungen, sich in der schweizerischen Kultur und Sprache eigenständig zurechtzufinden. Als sie sich im Teenager-Alter kennenlernten, fühlten sich von Anfang an über ihre kurdischen Wurzeln verbunden. «In Schweizer Medien habe ich niemanden gesehen, der so aussah wie ich», reflektiert Yoldas. Mit ihrer Arbeit sind die beiden so erfolgreich, da es im öffentlichen Raum noch immer an Diversität fehlt. Yoldas betont die Wichtigkeit: «Das braucht’s, damit kleine Kinder das sehen und finden: Wenn die zwei das machen können, was steht mir im Weg?»27 Min
Nicht das wahre Leben: Social Media war für Pamela Alexandra schon immer Business
Schon als kleines Mädchen reiste Pamela regelmässig mit ihrer Familie nach Brasilien. Im Herkunftsland ihrer Mama nimmt sie wahr, was es heisst, in Armut zu leben und lernte so ihr Leben in der Schweiz zu schätzen: «Ich weiss, was ich hier in der Schweiz habe und ich weiss, dass es mir super geht. Ich bin einfach jeden Tag unendlich dankbar.» Seit 2018 lebt die 34-Jährige von Social Media. Das hat auch ihre beste Freundin Sarah nicht kommen sehen – früher war Pam nämlich schüchtern und musste aus ihrer Schale rausgekitzelt werden: «Sie ist ein Schweizer Bünzli gefangen im Körper einer Latina.»27 Min
Von der Unruhestifterin zum Vorbild: Coumba Sow über fehlende Unterstützung, Ohnmacht und Geltungsdrang
Profi-Fussballerin Coumba Sow ist Schweizerin, Senegalesin und Holländerin. Wegen ihrer Herkunft und Hautfarbe wurde sie schon als Kind angepöbelt und diskriminiert, doch wusste nie, wie sie darauf reagieren sollte: «Als Kind suchst du den Fehler immer bei dir. Habe ich etwas Schlechtes gemacht?» Fühlte sie sich machtlos, flogen bei ihr früher oft mal die Fäuste – bis sie der Schule verwiesen wurde. Rückblickend findet sie, dass man besser auf Einzelfälle zugehen muss, anstatt jede Reaktion ins Allgemeine zu ziehen: «Du brauchst punktuell Menschen, Sozialarbeiter, die auf diese Kinder zugehen. Es haben nicht alle die gleichen Familienbedingungen.» Heute findet 29-jährige Zürcherin ein Ventil im Fussball und ist stolz darauf, für Diversität einzustehen.28 Min